Sibylle aus Berlin
Sam, der Weißhaubenkakadu (September 2001)
Milchreis-Ziegelstein
Mein Name ist Baby Sam und ich lebe mit meinem "Futterknecht" Sibylle in Berlin. Das Leben bei und mit ihr ist gar nicht mal schlecht, wenn da nicht immer diese kleinen Missgeschicke wären. Wie zum Beispiel die Sache mit dem Milchreis.
Wie fast alle Papageienbabys habe ich eine Vorliebe für Brei in allen Variationen: Kartoffelbrei, Grießbrei, Milchreis usw. Diese edlen Nahrungsmittel müssen von weicher Konsistenz sein – nicht zu warm und nicht zu süß. Himmlisch! So muss Brei sein.
Pustekuchen! Eines Tages wurde ich grausam aus meinen kulinarischen Träumereien gerissen. Und das kam so:
Billes Mutterhenne (Menschen sagen dazu Mutter) Dorothea wollte mir eines Tages etwas Gutes antun. Ich, das kleine Baby, sollte doch mal ihren guten Milchreis kosten. Ein Muss für jeden Breispezialisten und der war ich ja.
Am Anfang verlief die Herstellung völlig normal. Milch mit Honig und Vanilienschotenmark kamen in einen großen Topf und als die Honigmilch kochte, kam der Milchreis dazu. Nach 10 Minuten war der Milchreis fertig und nun wurde die Masse in kleine Förmchen gegossen. Noch war die Welt bzw. der Reis in Ordnung. Das Fresschen sah gut aus und roch noch viel besser.
Nach einiger Zeit war das Leckerschmeckerchen fertig und ich sollte dieses kulinarische Kunstwerk probieren.
Dorothea stellte mir eine Schale
abgekühlten Reis auf den Tisch. Freudestrahlend wollte ich meinen Schnabel in
diese zarte, weiche und wohlschmeckende Masse versenken, als es auch schon
passierte.
Boing! Und schon war ich auf eine ziemlich harte Oberfläche aufgeschlagen. Verdutzt starrte ich den Schüsselinhalt an. Das konnte doch nicht wahr sein. Milchreis war doch weich und mein Schnabel glitt doch sonst immer sanft in dieses Zeug hinein? Aber dieses kulinarische Kunstwerk hatte nicht mal eine Delle abbekommen. |
Dieser Sache musste ich auf den Grund gehen. Also gut, das war natürlich wieder ein Fall für Professor Sam, dem Sherlock Holms unter den Kakadus. Zuerst ein einfacher Test: der Klopf-Test. Vorsichtig klopfte ich mit dem Schnabel auf diesen angeblichen Milchreis. Ergebnis: Hart! Das Zeug war nicht nur hart – es war steinhart! Keine weiche, cremige Masse! Ich konnte es nicht fassen. Dieses erschreckende Ergebnis musste ich unbedingt Bille erzählen, aber was musste ich sehen? Meine Lieblingsmenschenfrau saß im Sessel und kringelte sich vor Lachen. Von ihr konnte ich ja wohl keine Hilfe erwarten.
Von der Brei-Köchin Dorothea war auch keine Rettung in Sicht, denn sie starrte nur verständnislos den Reis an. Na gut, dann musste ich die Sache eben alleine untersuchen. Ich lief zur Schüssel zurück und besah mir die Sache noch einmal. Mein Kakaduauge sah sofort, dass bei dem Patienten Milchreis keine Besserung eingetreten war. Um die Ausbreitung eventueller Milchreis-Hartmacher-Keime zu verhindern, musste das Zeug so schnell wie möglich entsorgt werden. Kurzerhand warf ich die Schüssel samt Inhalt vom Tisch. Das Ergebnis dieser Entsorgung ließ meine Haubenfedern erzittern! Das Zeug war nicht nur fest, sondern auch klebrig. Die Schüssel lag auf dem Boden und der Reis sah aus, als wäre nichts passiert. Nicht ein Reiskorn hatte sich aus dieser Masse gelöst. Mittlerweile hatte sich Bille erholt und besah sich die Sache.
Die Ursache für dieses Reis-Fiasko wurde schnell geklärt. Dorothea hatte die falsche Reismenge genommen. Sie hatte anstelle eines kulinarischen Traums einen, für die Baubranche bedeutungsvollen Rohstoff entwickelt. Sie hatte die 100%tig ökologisch abbaubare "Ziegelsteinmasse" erfunden und ich hatte mein erstes Babytrauma erfahren. Seit dieser Geschichte wandern nur noch Fertigprodukte oder Brei/Pudding, den Bille persönlich gekocht hat, in meinen "Putenschlund"! |
Für Dorothea habe ich einen Job gefunden und demnächst wird eine Anzeige geschaltet: Sie sind auf der Suche nach ökologischen Baumaterialien? Bei der Firma "Mutterhenne Dorothea" sind sie genau richtig! Wir führen Ziegelsteine aus Milchreis. Sehr stabil und 100%ig ökologisch abbaubar. Ideal für Bauten von begrenzter Lebensdauer, z.B. für Expeditionen, befristete Grundstücksmietverträge usw.
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Weitere Bilder von Sam sind hier zu sehen!
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